Der jugendliche Stil der Ludwig Brüder

Projekt: Parkhotel Laurin | Hotel | 1910 – Sanierung in den 1990er  

Das Parkhotel Laurin wurde 1910 von den Münchner Architekten Alois und Gustav Ludwig erbaut. Alois war nicht nur späterer Professor an der Technischen Universität München, sondern auch Schüler Otto Wagners, studierte unteranderem in den USA und eröffnete später gemeinsam mit seinem Bruder Büros in München und Bozen.  

Gemeinsam als „Ludwig Brüder“ errichteten sie zahlreiche Villen in München-Bogenhausen u.a. das Haus des Schriftstellers Thomas Mann an der Poschingerstraße in München, ein großes Verwaltungsgebäude in Wien in der Nähe vom Schwarzenbergplatz und in Südtirol das bemerkenswerte Grandhotel König Laurin, heute bekannt als Parkhotel Laurin.

Anmerkung: Obwohl sie ein beeindruckendes Erbe an architektonischen Werken hinterließen, sind die Aktivitäten der Ludwig Brüder außerhalb Südtirols kaum bekannt.

Hierzu gibt es eine aktuelle Forschungsarbeit von Bettina Schlorhaufer am Institut für Architekturtheorie an der Universität Innsbruck.

Der gebürtig aus Ritten stammende Franz Staffler erwirbt 1909 den Gasthof Knoll und baut an dessen Stelle das Hotel „König Laurin“. Zusammen mit dem 1816 erworbenen Hotel „Greif“ am Bozner Waltherplatz sowie das nahe gelegene Hotel „Bristol“, das 1961 einem Geschäftshaus weicht, ist das Trio komplett. 

Nach nur knapp 2 Jahren erstrahlt 1910 das Hotel König Laurin, im wahrsten Sinne des Wortes: elektrisches Licht brennt in allen Zimmern, gereinigt wird mit zentralisierten Staubsaugern, Aufzüge bringen die Gäste sicher in ihre Etage und die Feuerschutzanlagen sind bereit für den Ernstfall. 

Das Ziel des modernen Hotels ist – kein Hotel zu sein. Darin liegt der Gedanke, der die Entwicklung des Hotelwesens in neuerer Zeit beschreibt. Die Absicht ist alles zu vergessen zu machen, was an die Unruhe der Reise erinnert und alles das zu geben, was den Fremden „zu Hause“ fühlen lässt. 
Aus dem Gasthause wird ein gastliches Haus, das mehr und mehr den Charakter des vornehmen Privathauses erhält. Dem Architekten erwachsen aus diesen Problemen ganz neue, eigenartige Aufgaben. Wo diese Aufgaben richtig gelöst sind, da fühlt sich der Reisende auch an fremdem Orte gleich behaglich.

Auch die malerische Landschaft und die aufragenden Berge ringsum Bozen erwecken eine majestätische Atmosphäre und unterstreichen den Charakter des Hotels. Von der Ferne leuchten die Gipfel des Rosengartens und erinnern an die alte Sage vom Zwergenkönig Laurin, der mit Dietrich von Bern und dessen Recken manches Sträußlein (wie man so schön sagte) auszufechten hatte. Die Architektur des Hotels verbindet sich mit heimischen Baugewohnheiten der ausgehenden Barockzeit; der Mittelteil des Gebäudes wird begrenzt von zwei hervorspringenden Flügelbauten, die durch eine schmale Marmor-Terrassenanlage miteinander verbunden sind. Die Eingangshalle wirkt durch das breit ruhende Tonnengewölbe über einem einfachen Gurtbogen von selbst, und trotz der Schlichtheit imposant. Nach rechts führt der Gang Richtung Speisesaal mit einem einladenden, aber intimen Empfangssalon, ein Damenzimmer, ein Schreibzimmer und ein kleiner Speisesaal (Spiegelzimmer). 

Die dekorativen Schmuckformen zeigen geschmackvolle Tradition, die sich vor allem im verhaltenden Reichtum der Wand- und Deckengliederungen bekunden und spiegeln die Feinfühligkeit der Ludwig Brüder wider. 

Ein wahres Highlight ist die Laurin Bar – Laurinhalle – ehem. Lese- und Konversationssaal, die sich zur linken Seite des Eingangsbereichs befindet. Der Raum zeichnet sich durch eine Kassettendecke aus, die an einzelnen Stellen durch kleine Leuchten ergänzt wird. Die Wände, gehüllt in eine dunkle, warm wirkende Holzverkleidung, reichen bis zum Laurinfries hinauf. 

Das Laurinfries strahlt eine starke und raumerfüllende Präsenz aus und zieht den Gast mit seinem kräftigen warmen Farbklang von Gelb, Rot und Grün in seinen mittelalterlichen Bann. Bruno Goldschmitt, definitiv fähig in seinem Beruf, verstand sich auf das solide Mittel der alten, traditionellen Freskotechnik. Die Geschehnisse der beiden Hauptprotagonisten in der alten Sage in Laurins Rosengarten werden in den einzelnen Fresken bis zur Taufe König Laurins dargestellt. 

Die weichen Sessel laden dazu ein bei einem Macchiato und cornetto das Wandfries in seiner Gänze zu bestaunen. 

Die beiden Weltkriege haben Spuren hinterlassen als Franz Staffler, frisch von der Uni, die zwei Hotels das Greif und das Laurin, 1978 übernimmt. 

„Die Bar im Laurin war eine triste Hotelhalle. Wenn der Portier nichts zu tun hatte, machte er am Tresen Kaffee.“

Das Greif wurde in ein feines Arthotel umgebaut, das Hotel Laurin entsteht von Grund auf neu. Er wollte ein Hotel erschaffen, das kein Kettenhotel ist, sondern ein Haus mit einer Seele. Die Umbauarbeiten werden von dem Wiener Architekten Boris Podrecca und dem Bozner Albert Mascotti übernommen. Beide verstehen sich darauf, nicht nur der Moderne Raum zu geben, sondern auch gleichzeitig auf den Umgang mit historischer Bausubstanz. 4 Jahre lang dauerte es, wo hinter der Fassade kein Stein auf dem anderen blieb. Jedoch wurde nicht alles neu gemacht, sondern alle brauchbaren Schleiflack-und Kirschholzmöbel aus der Jugendstilzeit blieben erhalten, ebenso die alten Doppelfenster und die teuren Holzjalousien. Auch Fenster und Türgriffe bleiben aufgrund ihrer Schönheit erhalten. Der alte Marmor? Wird so verlegt, dass die Böden wie Fransenteppiche aussehen. Podrecca zeichnet Stühle, Betten, Sofas, Teppichmuster für die Bar und Täfelungen aus Birnholz für die Salons. Die hoteleigene Tischlerei setzt alle Zeichnungen um. 

Die Einfachheit, die Zurückhaltung aller Schmuckformen, die Beschränkung auf die wirklich notwendigen Möbel und die Wirkung des soliden Materials überzeugen und sprechen für die Eleganz und den Luxus des Laurins. 

Im hinteren Bereich öffnet sich das Hotel in eine stille und schöne Gartenlandschaft, wo sich unteranderem die Laurin Suite, das Glashaus und sogar ein Pool befinden. Im Glashaus lädt Chefkoch Dario Tornatore des Contanima Restaurant zu einem köstlichen Gaumenschmaus ein. In seiner Küche spiegelt sich die weitreichende Geschichte Südtirols – ungarisch-österreichische Monarchie, Niederlassung der Kaufleute aus Venetien, Florenz und Trient – wider. Das Konzept beruht auf der Wiederentdeckung der eigenen Wurzeln, der Bodenständigkeit, dem Austausch von Kulturen, der Innovation in den Kochtechniken und der Aufwertung der Region. 

1910 waren Grand Hotels in Mode, heute baut man stattdessen enorme Komplexe aus Stahl und Glas mit riesigen vorgehängten Fassaden, meist ohne Charakter und Geschichte, fern einer Symbiose mit dem bestehenden Stadtbild. 

Die eigentliche Intention eines Hotels (= frz. Gasthaus) verliert sich im Kapitalismus und in der Anonymität der Hotelketten. 

Auch wenn Grand Hotels als repräsentative Bauten in der Gründerzeit entstanden sind, so scheinen sie doch eine gesellschaftliche Bedeutung zu haben. Hotels, wie auch das Laurin leben vom Tourismus, von den Gästen die ein und aus gehen, berühmt oder weniger berühmt, mehr oder weniger Geld. 

Im Laurin ist es gelungen, trotz Umbauten und Adaptierungen der früheren Jahre den ursprünglichen Charakter und Charme zu erhalten, dem Gast ein Gefühl von Ruhe und Entfliehen des Alltags und der Reise zu vermitteln. 


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